Stell Dir vor, Du wachst auf, gehts raus und alles läuft irgendwie seltsam. So war mein Samstag. Ein Tag voller Müll, Wiederholungen, einer eigensinnigen Kasse und einem Wunder.
Am frühen Morgen … nein … Später als sonst aufgewacht, eine Kleinigkeit gefrühstückt und samt der Familie ins Auto gestiegen, um Sachen zu erledigen…. Ja, damit fing alles an. Aktuell haben wir aufgrund von Renovierungsvorbereitungen samstags mehr zu tun, als der Tag Stunden hat, daher überlegten wir uns genau, in welcher Reihenfolge wir die Dinge erledigen würden. Da wir unter anderem ein Beratungsgespräch bei der Telekom vor uns hatten, lautete unser Ziel: Möglichst viel möglichst schnell hinter uns bringen und dann das Wochenende genießen. Yay!
Papiermania
Nun war das mit dem „Yay!“ gar nicht einfach zu erreichen. Denn wir scheiterten bereits an Punkt A unserer Tagesordnung. Auf dem Weg zur Telekom wollten wir „nur mal schnell“ das Altpapier entsorgen. Zu unserer großen Überraschung waren die wenige Tage zuvor geleerten Container voll. Aus den Öffnungen standen Kartons und Zeitungen hervor. Doch nicht nur das. Auch um die ohnehin großen Container stapelten sich Altpapierberge. Eine regelrechte Müllhalde war das. Woher kam das alles? Warum hatten die Leute derart viel Papier? Leben wir nicht in digitalen Zeiten? Ich meine, Klopapier war das nicht. Müssten wir uns nicht mal Gedanken darüber machen, ob derartige Altpapierberge nicht eventuell vermeidbar sein könnten? Nur nebenbei: Wir fuhren in einen anderen Stadtteil und zwar in eine Gegend, in der es mehr Geschäfte als Wohnungen gibt. Dort stellten wir jedoch die gleiche Situation fest. Kurz: Schon zwei Tage nach der Leerung, sind überall sämtliche Behälter voll. Dabei kann (fast) jeder sein Altpapier am Abholtag vor dem Haus deponieren, damit es abgeholt wird. Wahnsinn.
Alles Magenta oder was?
Nach der Müll-Manie statteten wir der Telekom einen Besuch ab und ließen uns über einen möglichen Festnetzanschluss informieren. Mit unserem aktuellen Anbieter sind wir nicht zufrieden. Es ist folglich die Suche nach dem kleineren Übel, Ihr versteht mich sicher. Überraschung: Der Mitarbeiter war sehr freundlich und es gibt nichts zu erzählen. Dennoch benötigte ich nach dem Gespräch einen Koffeinschub.
Verwirrung in der Bäckerei
Daher ging es ab ins Bäckerei-Café. (Nein, an dieser Stelle kann ich wirklich nichts Negatives über die Telekom-Menschen berichten.) Also weiter zur Szene beim Bäcker: Eine junge, sympathische Bäckereifachverkäuferin fragte, was sie uns reichen dürfe. Jedes Familienmitglied nannte seinen Wunsch. Zweimal. Mindestens. Denn die Mitarbeiterin wollte auf Nummer sicher gehen und fragte JEDES MAL nach, was es denn bitte NOCHMAL sei. „Ein Stück Zebra-Kirschkuchen“, sagte mein Nachwuchs. Die Dame hinter der Theke kniff die Augen zusammen. „Entschuldigung?“ – „Den Zebra-Kirschkuchen, bitte.“ – „Ach, zehn Käseküchenstücke!“, meinte die freundliche Frau schließlich und sah uns an, als hätten wir nicht mehr alle Tassen im Schrank. Doch unsere weit aufgerissenen Augen gaben ihr wohl zu denken. „Nicht, oder?“ – „Nein, zehn Stück wären etwas viel für uns im Augenblick“, erklärte ich lächelnd. Niemand von uns sprach leise oder undeutlich, daher war die Situation ungewöhnlich. „Ich hatte mich auch schon gewundert“, gab sie immerhin zu. „Mein Kind möchte gerne ein Stück Zebra-Kirschkuchen haben“, erklärte ich. Erstaunen huschte über ihr Gesicht: „Ach, den Kuchen haben wir? So heißt er, ja, stimmt, jetzt weiß ich es wieder.“ Irgendwann war ich mit meiner Bestellung dran. „Einen Cappuccino, bitte“, sagte ich daher. „Einen mittleren..?“, fragte sie. Ich freute mich in Gedanken, dass ich mich nicht wiederholen musste und revidiere lediglich: „Nein, ein kleiner genügt mir, danke.“ Daraufhin griff sie zwar zur kleinen Tasse, ließ aber statt der italienischen Variante, normalen Kaffee einlaufen. Nur nebenbei: Einfacher Kaffee wird in dieser Bäckerei gar nicht in klein angeboten, sondern geht erst mit mittelgroß los. Hm. Eigentlich war mir das nicht wichtig, doch eines der Kinder stellte an der Kasse fest: „Das sieht nicht wie ein Cappuccino aus“. Noch bevor ich „Ach, lassen Sie, ist schon in Ordnung“ sagen konnte, lief die nette Frau zum Kaffeeautomaten zurück und brachte mir das gewünschte Getränk. Eine wirklich sehr freundliche und nette Person, die vermutlich auch bloß einen verrückten Samstag hatte.
Seltsame Kasse
Gestärkt ging es zum Supermarkt weiter. Zu Fuß. Das sollte zwischendurch mal erwähnt werden. Wir hatten keinen Großeinkauf nötig, sondern wollten nur einige Kleinigkeiten für den anstehenden Spielabend besorgen. Opa, Papa und Sohn hatten sich verabredet und sollten es gemütlich plus lecker haben. Mit Trauben, Käse, Brezeln und anderen Sachen standen wir schließlich an der Kasse und wunderten uns nicht schlecht, als uns die Kassiererin die zu zahlende Summe nannte. Auch hier schien unser verdutzter Gesichtsausdruck zu fruchten, denn die nette Frau schob ihre Brille zurecht und sagte: „Da ist was komisch!“ Na, immerhin. Sie teilte unseren Eindruck also. Konzentriert betrachtete sie den Kassenbon, der noch im Gerät steckte. „Die Brezel, die sie da in der Tüte haben …. das sind nicht wirklich 74, oder?“ Meine Augenbrauen fuhren zwei Stockwerke höher. „74 Brezel? Nein, es sind sieben.“ – „Dachte ich´s mir. Daran liegt es. Wenn ich die abziehe, muss es passen. Ja, das waren die Brezel. Wie seltsam, dass es 74 waren.“ Hm, nein, das waren nie 74, aber egal. Vertippen kann sich jeder, überhaupt kein Problem. Wir verließen den Laden, blickten am Kofferraum aber doch noch mal auf den Kassenbon, weil uns die Summe weiterhin etwas seltsam vorkam. Kein Wunder, den Wein hatte die Kassiererin doppelt berechnet. Also zurück ins Geschäft…. Nicht schlimm, vermutlich hatte die ansonsten wirklich nette Frau bloß einen verrückten Samstag.
Das Wunder im Baumarkt
Ihr denkt, das alles sei überhaupt nicht seltsam, verrückt oder sonst irgendwie nennenswert? Dann schocke ich Euch jetzt. Denn nun kommt der Hammer. Auf dem Heimweg hatten wir noch kurz etwas im Baumarkt zu erledigen. Und haltet Euch fest: Ein Baumarkt-Mitarbeiter KAM VON SICH AUS auf uns zu und FRAGTE UNS, OB ER UNS BERATEN dürfe! Zugegeben, er war ein Azubi, aber hey! (Obwohl ich mich natürlich im Nachhinein frage, warum – und WIE? – sie dieses Engagement aus den Azubis rauskriegen….) Der nette junge Mann hatte AHNUNG von dem, was er da sagte. Er kannte sich mit Fußbodenbelägen jeglicher Art aus und beantwortete jede unserer Fragen kompetent. Fassungslos und geradezu euphorisch bedankten wir uns für das ungewöhnliche Gespräch. „Vielen Dank, dass Sie uns so gut beraten haben.“ Ich fügte noch schnell „Einen Moment, ich muss mir Ihren Namen notieren“ hinzu. Der engagierte Mann nickte erfreut. „Habe ich gerne gemacht. Beratung macht Spaß und ist mein Job, aber ich weiß auch, dass das leider selten vorkommt. Übrigens bleibe ich hier noch für etwa fünf Jahre.“ Ihr Menschen da draußen, es geschehen noch Wunder! Es gibt Baumärkte, deren Fachpersonal a) etwas vom Fach versteht UND b) das Fachwissen nicht nur für sich behält, sondern große Freude daran hat, es mit den Kunden zu teilen.
Ihr werdet es mir nicht glauben, aber wenige Minuten später begegnete mir der nette Baumarktmitarbeiter in einer anderen Abteilung wieder. Er ging auf ein Paar mit Teenager-Sohn zu und formulierte die Frage, die eigentlich (da bin ich mir sicher!) auf der Tabu-Liste sämtlicher Baumärkte steht: „Darf ich Sie beraten?“
Na, war das etwa kein verrückter Samstag?